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Mein Freund raste mit seiner Maschine die Straße entlang, wie er es immer tat. Freiheit, Geschwindigkeit, Adrenalin. Bis zu dem Moment, als die Kontrolle ihn verließ. Ein Mini-Fehler, eine falsche Bewegung – und alles endete in einer Explosion aus Asphalt, Metall und Schmerz.

Als ich die Nachricht erhielt, war es, als hätte jemand das Licht in mir ausgeschaltet. Er lag im Koma. Wochenlang. Ärzte sagten, es gäbe kaum Hoffnung.

Ich konnte nichts tun. Ich war kein Arzt, kein Heiler, ich hatte kein Wundermittel, keine Zauberformel. Das Einzige, was mir blieb hieß warten. Nichts tun und hoffen. Oder?

Wenn ich schon hoffe, dann kann ich das auch in seiner Nähe tun. Aus einem unerklärlichen Grund bildete ich mir ein, dass ich ihm meine Energie besser senden kann, wenn ich ihm etwas näher bin.

Also fuhr ich zum Krankenhaus. Ich durfte ihn nicht besuchen, doch das war mir egal. Ich stand einfach dort auf der Straße – vor einem riesigen, kalten Gebäude, in dem er irgendwo zwischen Leben und Tod lag. Ich wusste nicht, ob er mich hören konnte. Ich wusste nicht, ob er je wieder aufwachen würde. Aber ich sprach mit ihm.

Während ich auf der Straße stand und zu einem Fenster hochschaute, redete ich mit ihm. Was andere über den Sinn oder Unsinn denken würden war mir egal, ich tat es einfach.

Ich schickte ihm Nachrichten auf sein Handy, auch wenn ich wusste, dass er sie nicht lesen konnte. Ich sprach ihm auf seine Mailbox und erzählte ihm, was in der Welt draußen geschah. Ich berichtete ihm von dem Hasen, der mir begegnete und die Tauben, die mit mir auf einer Mauer saßen. Ich sprach über Gott und die Welt, als wäre er nur auf einer langen Reise.

Ich wollte nicht zu Hause auf dem Sofa sitzen und warten. Ich wollte, dass er spürte: Ich bin hier. Ich warte auf dich.

Am nächsten Tag fuhr ich wieder hin und in einem Blumenbeet auf dem Krankenhausgelände vergrub ich einen Kinogutschein. Ein Signal, ein Versprechen. Ich hoffte so sehr, dass sich seine Chancen verbessern würden und er zurückkommt.

Und er kam zurück.

Es war ein langer Weg – mit Reha, Therapien und Rückschlägen. Aber er kämpfte sich zurück ins Leben. Nach Monaten konnte er wieder gehen, wieder lachen, wieder laufen. Es war, als wäre nie etwas geschehen.

Wenn ein Signal alles verändert

Nach einigen Grillabenden und dem obligatorischen und oberflächlichen Geplänkel, hatten wir eine Meinungsverschiedenheit, so wie es bei guten Freunden schon mal sein kann. Keine große Sache. Kein Verrat, keine schmerzhaften Worte. Nur eine Meinung von mir.

Ich schrieb ihm eine Nachricht, klar und direkt: „Lass uns in ein paar Tagen bei einer Tasse Kaffee darüber reden und alles klären.“

Seine Antwort war Stille.

Doch dann kam das Signal, das ich nicht erwartet hatte. Er löschte mich aus allen Social-Media-Kanälen. Entfernte mich. Blockierte mich. Als hätte es mich nie gegeben. Was für ein starkes Signal. Ich verstand die Welt nicht mehr und konnte es nicht akzeptieren. Wie konnte eine Freundschaft, die durch den Tod selbst herausgefordert worden war, an einer Meinungsverschiedenheit zerbrechen? Also tat ich, was ich immer tat. Ich kämpfte.

Ich telefonierte mit gemeinsamen Freunden, versuchte zu verstehen, versuchte ihn zu erreichen. Ich musste mehr tun. Ich verbrannte Energie wie ein brennendes Haus, weil ich dachte, ich hätte nicht genug gegeben.

Doch in dem Moment als ich die Welt nicht mehr verstand und alles um mich herum zusammenbrach, habe ich gemerkt, dass ich es nicht verstehen muss.
Ich habe mich selbst verstanden.

Ich hatte nicht zu wenig Energie aufgebracht, sondern es war zu viel. Er hatte den Unfall überlebt. Aber unsere Freundschaft war nur so lange am Leben, wie ich Energie hineingab. Erst jetzt fiel mir auf, dass wir in all den Jahren nie ein tiefgründiges Gespräch geführt haben, er mich dennoch mit seiner ruhigen, aber oberflächlichen Art und Weise faszinierte.

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich als Energiebündel, mit meiner ständigen Leidenschaft, Kreativität, meinen Geschichten und Abenteuern, ein gern gesehener Gast war. Ich war das willkommene Abendprogramm und eine wunderbare Ergänzung zu einem langweiligen Leben. Ein Theaterstück, das begeisterte und bei dem man sich zurücklehnen konnte, ohne selbst etwas zu tun.
Ich bemerkte, dass ich mich bereits Jahre zuvor entschieden hatte, loszulaufen, und mich schon lange auf einer kreativen Reise befand. Einige Menschen aus meiner Umgebung blieben auf dem Sofa sitzen, und ich war so töricht, daran zu glauben, dass sie irgendwann aufstehen würden. Ich dachte, nur die Freundschaft zählte und wollte festhalten, doch ich hatte mich weiterentwickelt und war längst über alle Berge, als sie noch nach der Fernbedienung suchten.

Eine der größten Erkenntnisse meines Lebens dabei ist, dass ich niemanden mit meiner Energie mitreißen kann, wenn er sich nicht dazu entschieden hat, mitzulaufen.
Erst jetzt verstand ich, dass ich keinen Freund, sondern eine Illusion verloren hatte.
Manchmal liegen die größten Erkenntnisse darin, zu verstehen, dass eine tiefe Verbindung kein Kartoffelsalat mit Smalltalk und Belanglosigkeiten ist.
Denn manchmal ist das stärkste Signal, das wir senden können, die Liebe zu uns selbst.
Was mir auch klar wurde, war, dass diese Menschen nicht weniger wertvoll oder gut waren, nur weil wir uns in verschiedene Richtungen entwickelt hatten. Sie sind gut so, wie sie sind, aber mehr eben auch nicht.

Wenn Sie sich dazu entscheiden, loszulaufen und bemerken, dass niemand mitläuft, dann schauen Sie sich um Gottes Willen nicht um. Laufen Sie ohne Gräuel oder Wut mit voller Freude weiter, und Sie werden sehen, was passiert.
Durch dieses kostbare Signal werden Sie auf Ihrer Strecke wundersame Begegnungen haben, von denen Sie zuvor niemals geträumt hätten.
In meinem Fall ist es genau so gewesen, und ich versichere Ihnen, es wird bei Ihnen genau so geschehen.

Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen viele spannende Begegnungen.

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